Im Frühjahr 2021 führten wir die Abschlussevaluation der Regionalen Entwicklungsstrategie 2014-2020 in unserer LEADER-Region durch. Wir wollten den Entwicklungsprozess der letzten 7 Jahre in unserer Region bewerten und Empfehlungen für die kommende Förderperiode ableiten. Bei der Untersuchung wurden wir durch Experten von FUTOUR aus Dresden und querfeldein – Büro für ländliche Räume begleitet. Hier ist ein Interview mit Projektleiter Dr. Johannes von Korff (FUTOUR) zu Erkenntnissen des Evaluierungsteams.
Herr von Korff, Ihre Aufgabe bei der Abschlussevaluierung im Spree Neiße-Land?
v. Korff: Über LEADER konnten von 2014 bis 2020 Projekte von Unternehmen, Vereinen oder Gemeinden gefördert werden. LEADER lebt von Beteiligung. Gemeinsam wird in einer Lokalen Aktionsgruppe (LAG) ein Aktionsplan erarbeitet und über passfähige Projekte realisiert. Wir schauen jetzt, welche Ergebnisse die LAG zustande gebracht hat und welche Erfahrungen sie für die Zukunft mitnimmt.
Sie haben dazu zahlreiche Gespräche mit verschiedensten Akteuren geführt?
v. Korff: Wir haben mit Menschen gesprochen, die den LEADER-Prozess ganz aus der Nähe verfolgt haben, weil sie in unterschiedlicher Weise Verantwortung übernommen haben, sei es bei der Gestaltung der regionalen Entwicklungsstrategie (RES), bei der Auswahl der Projekte oder als Kooperationspartner.
Ziel war es, Einschätzungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu erhalten, wie sich die RES bewährt hat, ob die Projektauswahl nachvollziehbar ist, wie die Arbeit von Regionalmanagement und LAG wahrgenommen wurde. Schließlich: Verbesserungsvorschläge und Herausforderungen für die Periode bis 2027 zu erarbeiten.
Die wichtigsten Ergebnisse für Ihre Gesprächspartner?
v. Korff: Zunächst großes Lob für die Arbeit von Regionalmanagement und LAG. Perfekte Vorbereitung der Projektauswahl, viel Eigeninitiative, gute Vernetzung, die jederzeitige Ansprechbarkeit sind ausschlaggebend für die Wertschätzung des Regionalmanagements.
Zentrales Ergebnis ist die große Zahl herausragender Projekte, die über LEADER gefördert wurden. Erhalt historischer Bausubstanz wurde vielerorts erst mit LEADER möglich. Zu nennen sind wichtige Infrastrukturprojekte der Gemeinden. Schöne Beispiele sind auch das Projekt „Kirche Plus“ in Laubst oder die Gästeführerausbildung. Durch die Unterstützung innovativer Unternehmen wie Nagola Re in Jänschwalde oder der Zukunftsinvestitionen des Sägewerks Päch in Wiesengrund konnte ein nachhaltiger Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung der Region geleistet werden. Wertvolle Ergebnisse sind auch das stabile Netzwerk mit Akteuren aller Lebensbereiche und deren Übernahme von Verantwortung für ein beträchtliches Budget.
Für die Zukunft gibt es eine Reihe von Vorschlägen – so zur Schärfung des Projektauswahlverfahrens oder um wirksamer Prioritäten zu Gunsten innovativer Projekte und Nachhaltigkeit setzen zu können. Es gibt aber auch „Baustellen“ für Land und EU: Das bürokratische Antragsverfahren und die Vorfinanzierung, die gerade Vereine oft überfordert.
Fazit aus den Gesprächen: Ganz vorn steht in der Lausitz aktuell die Sorge um das Gelingen des „Strukturwandels“. Kernaufgabe der LAG könnte es sein, die großen Vorhaben des Strukturwandels mit LEADER durch Projekte zu begleiten, die der Lebensqualität, der Familienfreundlichkeit im Spree-Neiße-Land zugutekommen und die Region noch attraktiver für Fachkräfte und ihre Familien machen.
Die Fragen stellte Katrin Lohmann, LAG Spree-Neiße-Land e.V.